In den letzten Jahren habe ich viele Athleten betreut, die ihren Ausdauersport neben Familie und einer Teilzeit- oder sogar Vollzeitstelle ausüben. Dies ist nicht immer einfach und erfordert seitens der Familie und des Arbeitsgebers Toleranz.
Im Folgenden habe ich meine Erfahrungen zu diesem Thema zusammengetragen.
Wie kann man also mit einem knappen Zeitbudget erfolgreich einen zeitaufwändigen Sport betreiben?
Dies ist meiner Meinung nach der Schlüssel zu Balance zwischen Familie, Beruf und Sport. Man darf nicht der Versuchung erliegen, alten Erfolgen hinterherzurennen (im wahrsten Sinne des Wortes). Die Ziele müssen der neuen Situation angepasst werden. Auch lohnt es sich, über ein Wechsel der Diszplin nachzudenken. So entpuppt sich z.B. das Training für die Teilnahme an einer Zeitfahrserie weniger aufwändig als die die Vorbereitung auf lange Strassenrennen.
Wieviel Zeit steht für das Training wirklich zur Verfügung? Wer um 17:00 Feierabend hat und um 20:00 eine Gute-Nacht-Geschichte vorlesen will, hat nicht drei Stunden Zeit für eine Radeinheit. Klingt banal, aber in der Vergangenheit habe ich Athleten oft bei dieser Fahlplanung erwischt. Hat man dann das "ehrliche" mögliche Trainingspensum ermittelt, zieht man dann nochmals 15% ab. Falls es gut läuft, kann man ja immer noch etwas Training anhängen. Das ist allemal besser, als wenn das Training in Stress und Frustration endet. Sowohl bei der Zielplanung und bei der "ehrlichen Planung" kann die Hilfe eines Trainers sehr wertvoll sein.
Einer der grössten Fehler ist, durch weniger Schlaf und andere Regenerationsmassnahmen ein grösseres Zeitfenster für das Training schaffen zu wollen. Gerade wer neben dem Training noch eine Familie hat, braucht eine ausreichend gute Regeneration (manchmal sogar mehr...). Eine Mangelnde Regeneration schmälert den Effekt eines jeden Trainings.
Dies funktioniert natürlich nicht bei einem hochintensiven Intervalltraining. Familienausflüge oder eine Wanderung können aber als Regenerationseinheit oder als Ausgleichsport genutzt werden. Auch eignet sich ein Rumpfkrafttraining/Athletiktraining dazu, den Kindern das Zählen beizubringen ("Papa macht jetzt so viele Liegestütz, wie du zählen kannst" 🙂 )
Auch bei der besten und effizientesten Planung kommt es häufig anders als man denkt. Besonders, wenn man kleine Kinder hat. Das ist der Moment, wo man als Athlet zurücknehmen und flexibel bleiben muss. Dies gibt einem im Ziel gutes Gefühl, wenn man sich nicht nur sagen kann "ich bin schnell", sondern "ich bin eine schnelle Mama/ich bin ein schneller Papa" 🙂